Gemeinsam gegen weibliche Genitalbeschneidung: Netzwerkkonferenz mit Sozialministerin Scharf in München

München, 09.10.2024.    Nach aktuellen Schätzungen der UNICEF sind weltweit mehr als 230 Millionen Frauen und Mädchen von FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) betroffen. Auch in Deutschland ist das Problem präsent. Durch Migration leben hier viele FGM/C betroffene Frauen und gefährdete Mädchen.

Laut einer Dunkelzifferschätzung von Terre des Femmes aus dem Jahr 2022 sind in Bayern rund 17.500 Frauen und Mädchen betroffen. Zusätzlich sind zahlreiche Mädchen gefährdet.

Am 7. Oktober 2024 veranstaltete die Hanns-Seidel-Stiftung in München zusammen mit IN VIA Bayern e.V. eine Netzwerkkonferenz zum Thema weibliche Genitalbeschneidung. 25 Engagierte, darunter zahlreiche Kulturmittler:innen berichteten über ihre Arbeit im „Bayerischen Beratungs- und Präventionsnetzwerk im Bereich weibliche Beschneidung (FGM/C)“.

Über 120 Interessierte fanden die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung, die meisten waren vor Ort und knapp 50 schalteten sich digital zu. Den Fallberichten zu lauschen ging unter die Haut. Immer wieder wurde deutlich, dass es ein großes Tabu ist, über weibliche Genitalbeschneidung zu sprechen, selbst unter Eheleuten, genauso zwischen Geschwistern. Das bayerische Sozialministerium bezuschusst das Netzwerk und verteilte den druckfrischen Flyer. Hier sind die Träger des bayerischen Präventionsnetzwerkes genannt, die Beratung für Betroffene, Gefährdete und Angehörige anbieten: Imma e.V. in München und Landkreis München, pro familia Ingolstadt und pro familia Nürnberg, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm, der Diözesancaritasverband für die Diözese Regensburg e.V. und die Caritas in Landshut sowie IN VIA Würzburg e.V. Schulungs- und Fortbildungsangebote für Kulturmittler:innen bietet Donna Mobile AKA e.V. und für Fachkräfte IN VIA Bayern e.V.  Die wissenschaftliche Begleitung liegt bei der Stiftungshochschule München.

Die Kulturmittler:innen des Netzwerkes kommen derzeit aus: Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Gambia, Irak, Iran, Kamerun, Kenia, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Syrien und Togo. Sie begleiten beispielsweise beim Arztbesuch und unterstützen bei Behördengängen. Sie übersetzen bei Fachberatungsstellen, engagieren sich für das Empowerment von Betroffenen und arbeiten mit Familien und Communities.

Auf der Info-Seite  www.bayern-gegen-gewalt.de/fgm-c ist der Netzwerkflyer abrufbar.

Weibliche Genitalbeschneidung hat leider eine lange Geschichte und ist in vielen Regionen der Welt kulturell tief verwurzelt, somit ist sie stark mit Traditionen und Identität verbunden. Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf zeigte großes Verständnis dafür, dass es schwer ist, sich von Traditionen zu lösen, machte aber deutlich, „weibliche Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung. Wir müssen entschlossen gegen diese grausame Praxis vorgehen, um diese schreckliche Tradition zu durchbrechen. Mädchen und Frauen brauchen Schutz, und wir müssen wachsam sein. Kein Hinweis auf Not darf verloren gehen, auch wenn er auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Der Schutz der körperlichen Unversehrtheit ist nicht verhandelbar.“

Die Veranstaltung hat das Leid der Betroffenen deutlich gemacht, Hilfen aufgezeigt, Raum für Fragen und Visionen geboten und zur Vernetzung beigetragen. Interessierte können sich bei IN VIA Bayern e.V. in den Verteiler für die kostenlosen Fortbildungen eintragen lassen (FGM@invia-bayern.de), davon haben bereits bei der Veranstaltung viele Gebrauch gemacht.

Ansprechpartnerin:

Katrin Layh
Dipl. Gesundheitswirtin (FH) / B.Sc. Psychologie
Projektleiterin im Projekt “Fachtage zu FGM”
in Trägerschaft von IN VIA Bayern e.V.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des
Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert

+49 (0) 1 51 / 1075 4912
FGM@invia-bayern.de

Bildunterschrift von links nach rechts: Staatsministerin Ulrike Scharf, Fadumo Korn (Kulturmittlerin und Aktivistin), Susanne Breit-Keßler (stellv. Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung), Prof.in Dr. med. Nicole Schmidt (Katholische Stiftungshochschule), Katrin Layh (IN VIA Bayern e.V.)

Fotoquelle: StMAS/Nötel