Am Aktionstag zusammen.wachsen fordern Frauen mit Migrationsgeschichte mehr Anerkennung und Teilhabe
Freiburg, 27.September 2022. Bundesweit gestalten Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte heute im Rahmen der Interkulturellen Woche den Aktionstag zusammen.wachsen. Bereits zum dritten Mal wenden sie sich mit ihren Vorstellungen von Zusammenleben und mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit. Sie wünschen sich mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt und mehr gesellschaftliche Anerkennung.
Bundesweit gibt es vielfältige Aktionen. In Quakenbrück bemalen junge Frauen gemeinsam mit Interessierten einen Tisch und Stühle. Ein Kunstwerk zum Thema „Mensch sein“ entsteht in Offenburg. In Waldshut werden bei arabischen Leckereien Buttons gestaltet und mit den Teilnehmenden das Gespräch gesucht. Alla S., die in Waldshut mitmacht, möchte gerne dazu gehören: „Ich wünsche mir, dass mich die Leute mit meinem Kopftuch akzeptieren.“
Impulsgeber des Aktionstages ist IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit – Deutschland e.V. Der Verband kritisiert, dass es zu wenige Förder- und Integrationsangebote gibt, die auf die Lebenslage der nach Deutschland geflüchteten oder migrierten Mädchen und Frauen abgestimmt sind. Zudem haben die Frauen trotz des Fachkräftemangels zu wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In der Praxis berichten sie immer wieder, dass ihre mitgebrachten Kompetenzen nicht berücksichtigt werden. Hierzu fordert IN VIA, dass die bei der Ankunft der Geflüchteten aus der Ukraine beschlossenen Maßnahmen einer beschleunigten Anerkennung von beruflichen Qualifikationen und eines schnellen Zugangs zu Sprachkursen und Kinderbetreuung auf alle Geflüchteten ausgeweitet werden.
Professorin Katrin Keller, Vorsitzende von IN VIA Deutschland, erklärt: „Auch im sozialen Bereich engagieren sich Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte. Sie unterstützen und begleiten neu Angekommene beim Kennenlernen ihrer neuen Heimat und bei der Bewältigung ihres Alltags. Ihr ehrenamtliches Engagement wird oft übersehen. Am Aktionstag wird dies sichtbar und spürbar. Wir fordern Politik, Wirtschaft, aber auch die Zivilgesellschaft dazu auf, die Leistungen und Potenziale von Migrantinnen wahrzunehmen und anzuerkennen.“
Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte bereichern die Gesellschaft und wollen gesehen werden. Sie brauchen einen guten Start und einen schnellen Zugang zu Angeboten im Bildungsbereich und zu berufsqualifizierenden Angeboten. Auch müssen Benachteiligungen aufgrund von Herkunft und Geschlecht abgebaut werden. So darf es nicht sein, dass Frauen mit qualifizierter Berufserfahrung beispielsweise im technischen Bereich berufsferne Tätigkeiten vor allem im Bereich der Pflege oder Hauswirtschaft angeboten werden.